Für eine postkapitalistische Gesellschaft
Der sogenannte «historische Sieg der Freiheit» wie die Chefideologen des realen Kapitalismus die Ereignisse der Jahre 1989–1991 nennen, ist kein endgültiger Sieg, was schon die seither geradezu phänomenale Entwicklung der Volksrepublik China eindrücklich beweist.
Ein Wachstum des einsetzbaren Kapitals um jährlich 4,7% bedeutet eine Verhundertfachung in 100 Jahren, eine Verzehntausendfachung in 200 Jahren und eine Vermillionenfachung in 300 Jahren. Das zeigt: Der reale Kapitalismus, der immer einen realen Kapitalertrag für sein System erwirtschaften muss, ist längerfristig nicht überlebensfähig.
Die Weltbevölkerung wird sich bei neun Milliarden Menschen einpendeln. Das wird etwa im Jahr 2040 sein. Wenn alle die neun Milliarden Menschen nur halb so viel Güter und Energie verbrauchen wie wir heute in Westeuropa, müsste dannzumal die Weltindustrieproduktion dreimal grösser sein als heute. Das wird aber nur möglich sein mit einer neuen Weltwirtschaftsordnung, die es möglich macht, die Produktivkräfte gleichmässig im Weltmassstab zu entwickeln. Dazu braucht es Lenkungsmechanismen sowohl für die Investitionen wie für den Warenfluss. Der Markt wird auch dann noch eine regulierende Rolle spielen, aber es wird dann eine sozialistische Marktwirtschaft sein.
Jede Politik, die darauf zielt, die Dominanz des Westens zu brechen, ist im Prinzip schon fortschrittlich. Eine gut entwickelte Welt wird die kulturelle Vielfalt Ostasiens, Lateinamerikas, Afrikas, Indiens und Europas in weit höherem Masse zu nutzen und zu würdigen wissen. Der Westen wird in dieser Welt nur noch 20% der Weltbevölkerung ausmachen und auch nur noch einen wissenschaftlichen und kulturellen Einfluss in dieser Grössenordnung haben.
Eine Politik, die darauf gerichtet ist, diese Entwicklung zu verhindern und die Vorherrschaft des Westens und die damit einhergehenden Privilegien zu verteidigen, ist eine imperialistische Politik, die wir ablehnen und bekämpfen.